„Pizza, Pasta, Kunst und BASTA!“, Premiere des Films zum Kunstprojekt „sozialpalast 2012“ im CINEMA, Münster

Eine kritische Nachbetrachtung von Jürgen Lemke 

Kunst in einer Pizzeria? Die Künstlerinnen und Künstler, Gertrud Neuhaus, Michael Göring, Ursula Achternkamp und Jae Pas, alle ehemalige Meisterschüler der Kunstakademie Münster, haben im Sommer 2012 auf Einladung von „sozialpalast“ in der Pizzeria des Peppino an der Kanalstraße raumbezogen künstlerische Projekte erarbeitet und ausgestellt. Darüber ist der Film „Pizza, Pasta, Kunst und BASTA!“ entstanden, der am 6.1.2013 im CINEMA Premiere hatte.

War Kunst für den Film eher Anlass, ein Portrait über den Pizzabäcker Peppino zu drehen? „Pizza, Pasta, Kunst und BASTA!“ ist für mich leider ein Beispiel dafür, wie eine unpräzise subjektive Darstellung durch das Medium Film den Blick auf Wirklichkeit verstellen kann. Als Künstler und Kurator für Kunst im Öffentlichen Raum bin ich verärgert darüber, wie unprofessionell Kunst hier in Szene gesetzt wird. Besonders die raumbezogene Arbeit von Michael Göring, die u.a. mit Fenstern und Durchblicken gearbeitet hat, wird nicht ein einziges Mal vollständig und als länger stehendes Bild in ihrem räumlichen Gesamtkontext gezeigt. Sie ist somit im Film für einen Betrachter nicht zu verstehen und wird aber dadurch regelrecht dem Vor-Urteil des Kunst-Laien ausgeliefert. Und es erscheint folglich logisch, dass sie dann auch vom Protagonisten Peppino als „nicht verständlich“ bewertet wird?

Bei aller Liebe für engagierte soziale Interventionen und deftige Charakterdarstellungen aber die hier praktizierte Banalisierung von Kunst geht mir zu weit. Auch wenn Peppinos nonchalante Art laienhafter Kunstbetrachtung sicherlich auch seinen Charme hat, hier geht es auf Kosten einer anspruchsvollen und ernsthaften künstlerischen Auseinandersetzung. Und gerade die schätze ich bei den Beteiligten.

Auch wenn die Arbeit von Gertrud Neuhaus insgesamt ausführlicher und verständlicher dargestellt ist, bei der Darstellung der Arbeiten von Ursula Achternkamp und auch bei Jae Pas überwiegt wieder der Eindruck, dass sie nur unzureichend ins Bild gesetzt sind, um sie nachvollziehen zu können. Da dieser Film aber, neben Peppino explizit auch die ausgestellte Kunst zum Thema hat, ist dies meiner Ansicht nach aus kuratorischer Sicht schwer zu verantworten. Kunst bekommt in diesem nicht wirklich wertgeschätzten Kontext eher den fahlen Beigeschmack, schnöder Dienstleister zu sein, der allerdings für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat, wie die zahlreichen Zeitungsartikel demonstrativ zeigen.

Sicherlich ist der Pizzabäcker Peppino eine spannende Persönlichkeit, deren filmische Charakterisierung hier auch durchaus gelungen ist. Wenn man also als Kinobesucher die Kunst als schönste Nebensache der Welt beiseite lassen kann und sich an einem italienischen Original erfreuen möchte – für den ist der Film sicherlich lohnenswert.

http://www.sozialpalast.de